Einblicke in meine Arbeit

Hier finden Sie Artikel, die Antworten auf Fragen geben können. Es sind Beispiele aus meiner Arbeit. Sie beleuchten jeweils einen bestimmten Aspekt. Die genannten Personen und Umstände sind stark verfremdet.

  • Kann man durch Streiten Probleme lösen?

    Pamela und Gert sind ein Paar seit 8 Jahren. Sie streiten sich, nicht ein bisschen, nicht manchmal, sondern seit einiger Zeit sehr oft, alle 2 bis 3 Tage. Es ist für beide, trotz vielen Versuchen, nicht möglich, darüber "sachlich" (wie es immer heißt) zu sprechen. Logisch, da ist ja auch jede Menge Emotion im Spiel und die kann man nicht einfach abschalten. Die beiden leiden sehr unter den Streitereien. Vor allem nervt es Pamela, dass Gert danach lange schmollt. Aber was ist eigentlich los?

    Im Laufe der Beratungen stellt sich heraus, dass beide sehr eigenständige Persönlichkeiten sind. Sie sind erst spät ein Paar geworden und haben viele Interessen entwickelt. Jeder geht unabhängig vom andern in seiner eigenen Welt auf. Die beiden lassen sich viel zweifellos viel Freiraum, aber was verbindet sie eigentlich?

    Streiten ist etwas, das – sieht man es von einer andern Seite – bei den beiden "funktioniert". Regelmäßig. Etwas, das sie miteinander teilen. Beide sind präsent und im Kontakt miteinander! Klar, es ist nicht gerade eine positive Aufmerksamkeit, aber es ist eine.

    Ich frage, was wäre, wenn es keinen Streit gäbe? – Langes Schweigen.

    Schließlich äußert Pamela sich: "Dann würden wir miteinander zu Abend essen, statt, dass sich jeder nur schnell ein Brot macht. Das wünsche ich mir schon lange." Gert meint: "Dann würden wir zusammen mal wieder Pläne schmieden." Streiten also als Ersatz für etwas, das die beiden aus den Augen verloren haben?

    Ich ergänze: "Dann könnten Sie sich nah sein und das finden, was Sie wirklich im Positiven verbindet."

  • Verunglückte Kommunikation

    Kati und Felix sind ein Paar, das schon vieles verkraften musste. Die Demenz seiner Mutter nimmt Felix ganz in Beschlag und Kati kümmert sich vor allem um den behinderten gemeinsamen Sohn. Sie haben sich ganz auf ihre jeweilige Aufgabe konzentriert und dabei viel gemeistert. Als sie zu mir kommen, wirken sie ausgepowert und müde. Irgendwie haben die beiden über diesem Funktionieren das Gefühl dafür verloren, miteinander unterwegs zu sein. Da ist einiges in ihrer Beziehung auf der Strecke geblieben. Kritische Bemerkungen ersetzen das echte Zuhören. Vorwürfe bestimmen das Klima. So ist Reden gefährlich geworden. All das macht die beiden wütend, traurig und ratlos.

    Am Anfang der Beratung beschäftigen wir uns zunächst mit den Vorwürfen. Etwas, das einen enttäuscht oder das man erwartet hätte, wird buchstäblich "vor die Füße geworfen". Bezeichnenderweise beginnt der Vorwurf mit "nie, immer, ständig" und benutzt die DU-Form. So sagt Felix: "Nie hast DU Zeit für mich" und Kati: "Immer hältst DU dich raus". Sie provozieren Ärger und dann macht man einen Gegenvorwurf – ein Teufelskreis beginnt.

    Ich schlage den beiden vor, ihre Vorwürfe zu "enttarnen". Denn: eine ganz andere Atmosphäre entsteht, wenn Kati von sich spricht: "ICH wünsche mir, dass... du Fabian dreimal in der Woche morgens versorgst". Vorwürfe sind nämlich Unfallopfer. Sie sind verunglückte Wünsche. Mit dem Äußern von konkreten Wünschen tun wir uns offensichtlich schwer. Dabei darf man sich durchaus vom andern was wünschen.

    Jetzt hat Felix eine Chance, darauf so zu reagieren, dass Kati sich ernst genommen fühlt. Im besten Fall erfüllt er sogar ihre Wünsche! Oder nur einen Teil, das können die Partner dann verhandeln.

    Vorwürfe enttarnen klappt nur unter drei Voraussetzungen: genau zuhören, nachfragen, ob man richtig verstanden hat. Und erst dann auf den angesprochenen Wunsch reagieren. Viel Erfolg beim Ausprobieren!

  • Die Grenzen des Machbaren in Paarbeziehungen

    Regina und Andreas melden sich an. Sie wollen, dass ich ihre kriselnde Ehe repariere. Bitte schnell, in zwei bis drei Sitzungen, wenn möglich.

    Wo sie recht haben: sehr oft erlebe ich, dass sich Ehepartner bereits nach der ersten Sitzung wieder mit mehr Wohlwollen begegnen.

    Aber: die "alles ist machbar"-Philosophie steht Menschen manchmal ganz schön im Weg.

    Nicht machbar ist es, eine verdorrte Partnerschaft ohne Hingabe und Geduld wieder zum Blühen zu bringen. Es braucht die Entschlossenheit beider, sich um ihre Beziehungs- Pflanze zu kümmern. Sie zu gießen, zu düngen, zu pflegen. Beziehung blüht eben selten einfach so über Jahre. Sie braucht Pflege. Wie das geht?

    Positiv stimulierende Erlebnisse und Zeit füreinander - so lauten die Zauberworte. Viele Paare können das nur umsetzen, wenn sie exklusiv (wöchentliche) Termine für den Partner im Kalender reservieren. Solche auf der Wichtigkeitsstufe einer Audienz bei der Queen.

    Was kann man da dann miteinander tun und lassen?

    Nehmen Sie Fotoalben und schauen sie sie gemeinsam an. Erinnern Sie sich: Was haben Sie zu Anfang Ihrer Beziehung gerne miteinander getan? Welche Orte gerne aufgesucht? Welche Musik gehört? An welche Rituale könnten Sie wieder anknüpfen?

    Was würden Sie gerne (erst)malig mit dem Partner tun? Sie könnten sich wechselseitig zu einem gemeinsamen Abend einladen - seien Sie sich gegenseitig überraschender Gastgeber. Das muss nichts Großes sein.

    Jenseits von Machbarkeit und Tipps ist Partnerschaft auch die Kunst, sich im Alltag immer wieder liebevoll anzunähern. Unterschätzt werden Worte, Blicke, kleine Gesten, die sagen: "Ich sehe dich, ich schätze dich". Eine durchschlagende Wirkung hat der dankbare Blick auf die Schätze, die in der Partnerschaft bereits "da" sind. Er löst immer jede Menge positiver Gefühle aus!

  • Sollen wir uns trennen, wenn uns etwas trennt?

    "Ich halte deine Ignoranz nicht mehr aus, so geht es nicht weiter!" ruft Mia, nein, sie schreit. Paul, mit dem sie seit Jugendtagen zusammen ist, ignoriert sie, ihrer Meinung nach, andauernd. Er beschönigt Probleme und tut so, als wäre alles in Ordnung. Dabei geht es ihr wirklich schlecht – Paul schweigt dazu. Mit ihren Vorwürfen kann er gar nichts anfangen. Stammelnd, schaut er hilfesuchend zu mir. Was will sie denn?

    Man könnte ihre Situation vereinfacht so beschreiben: Sie fühlt sich von ihm nicht "gesehen" und er erlebt eine ständig nörgelnde, "komplizierte" Partnerin. Das geht nun seit einem Jahr so. Die Idee, sich besser zu trennen, wird von ihr vage angedeutet.

    Es gehört viel dazu, wenn sich ein früh gebundenes Paar trennen möchte. Mia hat es versucht, bereits mehr als dreimal zog sie aus. Doch schon nach wenigen Tagen kam sie zurück. Geht die Lösung wirklich in Richtung Trennung?

    Ich bitte die beiden, sich Symbole zu suchen dafür, wie sie sich fühlen. Mia hat eine stachelige Muschel gewählt. "Immer wieder kommst du in mein Zimmer und unterbrichst mich beim Malen oder was ich sonst so mache. Und das, obwohl ich dich vorher gebeten habe, mich allein zu lassen. Das ärgert mich so sehr. Da fahre ich dann meine Dornen aus und schrei dich an. Und da gibt es noch viele andere Situationen..." Und sie erzählt lange. Paul ist erstaunt. Er wusste nicht, wieviel ihr das alles ausmacht... er möchte sie nicht verlieren. Was haben sie nicht alles miteinander durchgestanden. Sie war doch immer da, so selbstverständlich....Dann erzählt er über sich. Was er braucht, was ihn stört. Und sie – hört aufmerksam zu.

    In dieser Sitzung entsteht so etwas wie ein heiliger "Raum", indem Paul und Mia all das Unausgesprochene, Trennende aussprechen konnten - weitgehend ohne Schuldzuweisungen, da passe ich auf.

    Trennen als Ausweg? Sie ahnen, es könnte darum gehen, sich mit dem, was stört, zuzumuten (statt es zu schlucken und zu sammeln). Respekt zu geben und zu bekommen für den Abstand, den jeder braucht. Denn: Wenn viele kleine "Trennungen" im Alltag nicht möglich sind, erwartet man die Lösung in einer "großen" Trennung vom Partner.

  • Rollen wechseln belebt die Beziehung

    Robin und Alina kommen mit der Idee, dass alles, was sie gemeinsam tun, auch beiden ganz viel Spaß machen muss. Alina erwartet, dass er genauso gerne den Reiterhof besucht wie sie und Robin erwartet, dass sie gerne in diese coole Sauna geht, so wie er. Das ist aber nicht so. Für beide ist es nicht besonders spannend, was der andere gerne mit ihnen teilen möchte. Nun ist ja möglich, dass jeder sein eigenes Ding macht. Schrecklich, sich vorzustellen, man müsse alles gemeinsam tun! Schön, wenn man sich was zu erzählen hat, später.

    Aber eben auch dies: wenn man als Paar gemeinsam Zeit verbringen möchte, ist es vielleicht mal gut, in die "Mokassins" des andern zu schlüpfen. Wie ist Sauna mit ihm denn so? Wie ist es, auf einem Pferd zu sitzen?

    Mit anderen Worten: gibt es auch mal ein "Dir zuliebe" in der Beziehung?

    Dir zuliebe kann ein "Liebesdienst" sein, der dem andern vermittelt: du bist mir wichtig. Ich stelle meine eigenen Interessen im Moment zurück, ganz bewusst. So mache ich deutlich, dass ich zu dir stehe. Und: dabei kann man ganz neue Erfahrungen machen.

    "Ihm zuliebe" komme ich mit auf die Familienfeier, auch, wenn es nicht meine Verwandten sind. "Ihr zuliebe" gehe ich mal zum Karatekurs und lasse mich ein. Vielleicht entdecke ich ja auch was Neues.

    Schief wird die Sache nur, wenn "Dir zuliebe" ein Dauerzustand ist, der immer vom selben Partner ausgeht. Wenn z.B. Alina sich immer anpasst, und Robin fast immer nur bestimmt, ist die Balance verletzt und das hat Folgen.

    Gesünder ist, wenn beide sich wechselweise anpassen und bestimmen! Dazu müssen ab und zu die Rollen getauscht werden. So kann es sein: Alina überlegt sich diesmal das Ausflugsziel und organisiert alles. Das ist ein bisschen ungewohnt für sie. Robin hält sich deshalb zurück – auch mit Kritik. So ein Rollentausch kann dann ungemein belebend wirken.

  • Wie Sie Sex erfolgreich "vermeiden" können

    Seien Sie auf keinen Fall freundlich zu Ihrem Partner/Ihrer Partnerin.

    Vermeiden Sie unter allen Umständen liebevolle Berührungen, wenn Sie sich tagsüber begegnen. Halten Sie hartnäckig an der Vorstellung fest, dass nur spontaner Sex richtiger Sex ist.

    Vermeiden Sie es, ungestörte Zeiten zu zweit einzuplanen. Mittelmäßiger Sex ist abzulehnen.

    Beschimpfen Sie Ihren Partner regelmäßig und führen Sie ihm täglich, mindestens aber einmal wöchentlich vor Augen, was er alles falsch macht.

    Verbringen Sie nie eine gemeinsame Nacht in einem reizvollen Hotel. Gehen Sie immer erst miteinander zu Bett, wenn Sie sehr erschöpft sind. Massieren Sie sich auf keinen Fall gegenseitig, denn das ist ein billiger unzureichender Ersatz!

    Gehen Sie immer davon aus, dass einer von Ihnen für Sexualität zuständig ist, während der andere sich zurücklehnen darf.

    Sprechen Sie nie über Ihre sexuellen Wünsche und Vorstellungen. Wenn man sich wirklich liebt, weiß man auch ohne Worte, was der andere möchte.

  • Welche Rolle spielt das Prüfen bei der Partnerwahl?

    Leonie wünscht sich sehnsüchtig einen Partner – möglichst einen für immer. Ihr letzter Freund hat sie verlassen. Der Schmerz war heftig. Und so richtig hat sie nicht verstanden, warum Timo gegangen ist.

    Nach langer Zeit des Trauerns beschließt sie, wieder in ihr Volleyballtraining zu gehen. Da sind immer viele Studenten unterwegs. Heute sind besonders viele Neue da. Sie spürt, wie sich Blicke auf sie richten und wer ihr nachschaut. Nach dem Training wird sie angesprochen, ob sie nicht Lust habe auf ein Bier nebenan. Ein paar andere Männer und Frauen schließen sich an. Leonie wird umworben, sie ist sportlich und charmant. Die Trauer und Wut der letzten Monate scheinen wie weggeblasen – "ich bin wieder da", freut sich Leonie. Am Ende des Abends hat sie mehrere neue Kontaktdaten im Handy. Eigentlich eine Traumsituation für eine Singlefrau. Und jetzt? Sympathisch fand sie alle. Besonders attraktiv ist Benni, toll reden konnte sie mit Lukas. Und Jakob, der wirkt so geheimnisvoll...

    Leonie wird viele Gelegenheiten haben, zu prüfen. Prüfen? Na, sie sucht schließlich einen Mann für´s Leben. Der soll schon passen. "Wer passt denn zu mir?" fragt sie.

    Wenn Sie das herausfinden will, gilt es, ein paar Fragen für sich zu klären. "Na ja, es sollte gemeinsame Interessen geben". "Ja, das ist schon gut, wenn man sich miteinander begeistern kann, aber es ist nur die halbe Miete", werfe ich ein.

    Wichtig sind ähnliche Wertvorstellungen darüber, was im Leben zählt und wie man leben möchte. Wofür man Geld auszugeben bereit ist. Wofür das eigene Herz schlägt. Wovon man träumt. Auch zählen ähnlicher Grad an Ehrgeiz und ähnliche Lebenserfahrungen, Prägung, Schichtzugehörigkeit und Alter. Sogar, wenn zwei aus derselben Gegend und in der Geschwisterfolge gleich sind, kann das ungemein verbindend sein, wie die Forschung belegt. Ähnlichkeit verbindet, Unähnlichkeit schafft auf Dauer nervige Spannung?

    "Können dann Paare mit viel Unähnlichkeit überhaupt passen? Was ist, wenn z.B. Sprache, Herkunft, sozialer Status und Alter bei einem Paar verschieden sind?" Dann braucht es viel Gemeinsames auf anderen Ebenen und eine gute Kommunikation, um diese durchaus reizvollen Unterschiedlichkeiten auszugleichen. Soweit die nüchternen Daten. "Am wichtigsten ist wahrscheinlich, dass wir uns mögen. Dass wir uns wirklich vom andern verstanden fühlen" , ergänzt Leonie. "Und, ob wir beide Kinder wollen".

  • Wie und wo lernt man neue Menschen kennen?

    Kennen Sie die wichtigsten drei G`s der Partnersuche? Geduld, Gelassenheit und Gelegenheiten. An letzteren mangelt es oft, wenn Singles in meine Beratung kommen. "Wie kann ich mehr Menschen kennenlernen?", fragt Britta, eine aufgeschlossene und kontaktfreudige Frau Mitte 30. Ihr Problem: seit Jahren arbeitet sie in einem kleinen Betrieb und da gibt es keine Singles. Sie besucht schon lange diesen Spanischkurs - und der ist weiblich - ebenso wie ihr Bekanntenkreis.

    Doch halt, eines vorneweg: Single zu sein ist nicht peinlich oder schlecht. Einen Partner zu suchen, ist ok und keine Krankheit. Britta zeigt damit, dass sie ihre Sehnsucht ernst nimmt. Dass sie bereit ist, ein sehr wichtiges Lebensthema nicht dem Zufall zu überlassen. Ja, Partnersuche kann zeitweise mühsam und anstrengend sein. Und: ja, sie kann zu einer spannenden Entdeckungsreise werden – zum andern, zu mir selbst. Dazu braucht Britta allerdings im Gepäck eine gesunde Portion Selbstvertrauen, Neugierde und nicht zu viel Druck. Und sie sollte Rückschläge einkalkulieren.

    Zwei von den Tipps, die sie bekam, stelle ich hier vor:

    Erweitern Sie Ihren Bekanntenkreis. Besuchen Sie jede Essenseinladung, Party und Feier. Laden Sie selber ein. Eingeladene sollen noch eine unbekannte Person mitbringen. Unverfänglich kann man über Themen wie Urlaub, Musik, Sport, Kunst, Kochen oder andere Hobbys ins Gespräch kommen. Auch wenn diese neuen Bekannten selbst keine Singles sind, kennen sie bestimmt welche.

    Mehr Mut erfordert der nächste Tipp: Wie wäre es, wenn Sie sich von Bekannten oder Kollegen in Ihrem Umfeld Singles in Ihrem Alter vorstellen lassen? Outen Sie sich. Wenn es dann ein Treffen gibt, reicht eine gemeinsame halbe Stunde in einem Cafe, um zu entscheiden, ob man sich sympathisch ist und wieder treffen möchte. Wenn nicht: "Es war nett, dich kennenzulernen, aber ich glaube, wir passen nicht". Ein Korb schafft Klarheit für beide.

Radiointerview

Bei Radio "Neckaralb Live" wurden zwei Interviewmitschnitte zu den Themen Partnersuche und Beziehungspflege gesendet. Hören Sie doch mal rein:

Interview Beziehungspflege

Interview Partnersuche